URSULA VEHAR

Eruptiv wie der spontane Ausdruck innerlichen Aufbegehrens zeigt Ursula Vehar in ihrer fünfteiligen Serie zum Thema „Diktatur“ in szenischen Darstellungen einzelne Phasen dieser von ihr als Un-Heils-Geschehen interpretierten Regierungsform. Erinnerungsfetzen, Visionen, Bilder im Bild, Film- und Bildzitate tauchen fragmentiert und komprimiert als Abbreviaturen und Anspielungen auf, die nur kurz umrissen aufblitzen, und dennoch in dem albtraumhaften Bildgeschehen einen unausweichlichen Druck erzeugen, der den Betrachter unmittelbar in seinen Bann schlägt, indem er an ein kollektives Bildgedächtnis appelliert.
Fast scheint man die dumpfen Parolen, die großmäuligen Sprüche in dem breitspurigen Gehabe und den rechthaberischen Gesten der Machthaber zu hören, die so beredt sind wie die gesenkten Häupter und die im Schrei verstummten Münder der Gedemütigten.
Mitgerissen im Maelstrom der Assoziationen, im Fluß von Genese und Transformation, überlagert sich Gegenwärtiges und Vergangenes, Geschichte und Aktualität, die Helmzier antiker Soldaten neben den weißen Westen der Saubermänner, Bonzen, Richter, Opfer, Geschlagene und Geschundene, die Schlägermütze und die Dornenkrone - taumelnd stürzen Bilder in ihren Abgrund, von dem der Betrachter wie von einem Sog erfaßt wird.
Das, was sich scheinbar so unvermittelt und ereignishaft präsentiert, ist Ausdruck eines Schaffensprozesses, in dem sich Abstraktion und Expressivität in einer fast kalligraphisch anmutenden Zeichensprache verbinden. Ursula Vehar´s Arbeiten sind im wahrsten Sinne des Wortes Niederschriften, schnell hingeworfene Skizzen auf Papier, stehend mit raschen Strichen kaum angerissen wie gehetzt vom Überdruck der Empfindung - dabei meisterlich in ihren Verknappungen, prägnant in ihrer Verkürzungen, atemberaubend in ihren Überlagerungen und Überblendungen.
Perspektivwechsel und Sprünge dynamisieren die Inszenierung des Geschehens, in dem keiner den anderen wahrzunehmen scheint.